Im Rahmen des rheinland-pfälzischen Förderprojektes „Digitale Dörfer“ wurden im Februar 2016 neben der Verbandsgemeinde Betzdorf auch die Verbandsgemeinden Eisenberg (13.000 Einwohner) und Göllheim (12.000 Einwohner) mit einem gemeinsamen lokalen Online-Marktplatz ausgestattet. Es handelte sich um einen mehrstufigen Feldversuch des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE). Er sollte ausloten, inwieweit die Digitalisierung Strukturarmut, die sich im ländlichen Raum u. a. in Form von wegbrechender Nahversorgung und fehlender Dienstleistungsangebote äußert, abfangen kann. Mehr dazu im Eintrag zur Initiative BestellBar Betzdorf.

Nach Beendigung des dritten Testzeitraums im November 2016 läuft das Projekt seit Januar 2017 in einer zweiten Förderphase bis Dezember 2019. Der lokale Online-Marktplatz von Eisenberg und Göllheim ist allerdings seit geraumer Zeit offline. Bereits in der Betriebsphase war jedoch abzusehen, dass bei der Marktplatzlösung ein entscheidender Faktor nicht berücksichtigt wurde: Händler ohne elektronische Warenwirtschaftssysteme, die sich schwer tun, Produkte auf dem Marktplatz zu platzieren. Auch die Organisation der Warenauslieferung über ein P2P-Lieferkonzept darf als gescheitert betrachtet werden.

Einmal mehr zeigt sich, dass herausragende Forschungseinrichtungen, die üppig mit Fördergeldern ausgestattet sind, nicht zwangsläufig herausragende und nachhaltige Marktplatzlösungen aus den Ärmeln schütteln. Denn ein Geschäftsmodell entwickeln sie meistens nicht. Auch in den „Digitalen Dörfern“ fehlt bislang ein risikobereiter Unternehmer, der den Marktplatz tatsächlich betreibt und nicht nur die Technologie samt App im Hintergrund im Rahmen eines Förderprojekts nutzt.

Nichtsdestotrotz bietet der Projektträger Fraunhofer IESE seine Marktplatzlösung noch immer anderen Gemeinden an. Man darf also hoffen, dass noch Energie in die Optimierung des Vertriebskonzeptes für den ländlichen Raum gesteckt wird.