Der Flughafen Frankfurt ist die größte Shopping-Mall Deutschlands. Mit Blick auf die täglich 160.000 Reisenden, dessen Shoppingverhalten sich ebenso wandelt das der City-Kunden, digitalisiert man seit Dezember 2015 auch das Warenangebot der Flughafen-Geschäfte. Als Sonderform eines lokalen Online-Marktplatzes geht die Digitalisierungsoffensive der Fraport AG aber weit über die Ansätze von Städten hinaus, zumal eine internationale Klientel erreicht werden muss und der Abhol- und Bequemlichkeitsgedanke für zeitknappe Flugreisende im Vordergrund steht.
So können Produkte per Check & Reserve in den jeweiligen Geschäften zurückgelegt werden. Die Website ist dreisprachig angelegt: in deutsch, englisch und – insbesondere mit Blick auf asiatische Globe Shopper – chinesisch. In der nächsten Ausbaustufe, so kündigt es der Flughafenbetreiber an, soll ein Online-Bezahlsystem und die Lieferung der Einkäufe an das Gate oder nach Hause eingeführt werden. Lufthansa-Reisende können schon heute in der „Shopping Lounge“ bereitgestellte Tablets nutzen, um Produkte in den Flughafen-Shops auszuwählen – binnen einer halben Stunde werden sie dann geliefert.
Frankfurt Airport Online Shopping zeichnet aber vor allem aus, dass Produktinformation, Orientierung, Service und Shopping stringent zusammengeführt werden. Selbstverständlich wird das Digital-Angebot auch über eine App gestützt. Ein neu eingeführtes Prämienprogramm namens „Frankfurt Airport Rewards“ belohnt das Shopping auf der Online-Plattform wie auch im stationären Handel. Die gesammelten Prämienpunkte können in Form von Coupons für weitere Einkäufe, aber auch für Dienstleistungen der Fraport AG oder beim Parken in den Terminal-Parkhäusern eingelöst werden.
Bewertung durch LocalCommerce.info
Der lokale Online-Marktplatz des Frankfurter Flughafens hat Vorreiter-Charakter für die gesamte Retail-Branche, insbesondere für Shopping-Center. Erst im Dezember 2016 etwa führte der Centerbetreiber ECE unter dem Titel „Digital Mall“ ein ähnliches Model für das Alstertal-Einkaufszentrum ein.
Trotz der naheliegenden Ausrichtung auf Multichannel-Prozesse sind am Frankfurter Flughafen bisher nur wenige Geschäfte zu finden, die sich auf Click & Collect-Kunden einstellen. Ausnahmen wie der Shop Tripidi und der größte Flughafen-Retailer Heinemann Duty Free bestätigen die Regel. Dies wird sich sicherlich in den nächsten Jahren ändern. Die Fraport hat allerdings schon jetzt über den IT-Dienstleister AOE und auf Basis des Shopsystems Magento eine passable und skalierbare Lösung für das digitale Dachmarketing der Shopping-Landschaft in den Terminals geschaffen.
In dieser Landschaft können sich nun – Verfügbarkeit von Produktdaten und Schnittstellen zu Warenwirtschaftssystemen vorausgesetzt – alle filialisierten Händler an einem der größten Drehkreuze Europas neue Kunden erschließen. Ob sich die beträchtlichen Investitionen aufseiten der Fraport lohnen, entscheidet ganz alleine der Flugreisende. Die Fraport jedoch ist im digitalen Zugzwang, ist sie doch qua Umsatzmiete am Erfolg der Flughafen-Shops beteiligt.