„Kärnten bringts“ verstand sich selbst als „Online-Shoppingcenter“, das Händler aus der Region Kärnten mit einem hochprofessionellen Online-Shop als Teil einer Marktplatz-Infrastruktur ins Netz bringen wollte. Die bringts GmbH positionierte sich im Umfeld der bekannten Marktplatz-Infrastrukturgeber wie atalanda, Locafox oder HierBeiDir bewusst als Full-Service-Agentur und übernahm neben der Logistik auch Aufgaben wie die Produktfotografie. Allerdings kam man vertrieblich nicht wirklich voran. Bisweilen waren Händler aus sieben Kärntner Städten vertreten, wobei der Schwerpunkt auf der Landeshauptstadt Klagenfurt lag.
Im Herbst 2014 im Wettlauf mit einem von öffentlicher Hand bezuschussten lokalen Online-Marktplatz in Klagenfurt gestartet, war das privat finanzierte „Kärnten bringts“ bis 2017 aktiv. In Österreich dürfte die Marktplatz-Initiative Shöpping.at der Österreichischen Post AG das Agieren als „kleiner Infrastrukturgeber“ erschwert haben.
Zwar traten hier Kärntner Händler über das Menü „Shops“ und die Städterubrik im Footer als geografische Einheit auf, aber die Loslösung von städtischen Bezügen (keine städtische Landing Page) zugunsten einer regionalen Positionierung machte im Konzept der bringts GmbH Sinn. Jede einzelne Händlerpräsenz war als White-Label gelöst und räumte dem jeweiligen Händler durch die Benutzung des eigenen Logos größtmögliche Individualisierung ein. Allerdings hätte eine händlerbezogene Suche im verfügbaren Sortiment den individualisierten Auftritt erst perfekt gemacht. Hier konnte der Nutzer lediglich auf die händlerübergreifende Marktplatz-Suche zurückgreifen.
Das Shopsystem entsprach seinerzeit den aktuellen Standards, das Shop-Layout war nicht zuletzt durch die professionelle Produktfotografie weitestgehend aus einem Guss.
Als Full-Service-Agentur schützte der Infrastrukturgeber die Händler vor negativen Erfahrungen mit komplexen und ungewohnten E-Commerce-Prozessen. Dieser Schutz hatte allerdings auch seinen Preis. Nicht jeder kleine Händler war in der Lage und willens Produktfotos oder den kompletten Versand in die Hände eines Dienstleisters zu legen.
Die Unabhängigkeit von städtischer Klüngelei und zähen Entscheidungsprozessen in Kammern und Verbänden hätte ein großer Vorteil für „Kärnten bringts“ sein können. Dennoch gestaltete sich die Händlerakquise der bringts GmbH offensichtlich äußerst schwer, um damit die Relevanz auf Sortimentsebene für den lokalen, regionalen und internationalen Online-Kunden zu steigern.
Die Produktsuche ließ trotz Moderation von verwandten Suchbegriffen oder Alternativvorschlägen zu Stichworten zu Wünschen übrig. Sicherlich lag das zuvorderst an der fehlenden Sortimentsbreite des Marktplatzes bzw. der angeschlossenen Händler.
Schon im damaligen Betrieb wurde auf dem Marktplatz auch auf Händler verlinkt, die damit nur ihrem eigenen Online-Shop Traffic zuführen wollten. 17 von 30 Händlern waren derart vertreten. Deren Online-Sortiment aber ließ sich nicht über die Marktplatz-Suche finden oder durchstöbern. Auch musste „Kärnten bringts“ offensichtlich bei der Qualität der Produktfotografie Abstriche machen, da auch Händler ohne eine professionelle Dienstleistung der bringts GmbH Produktbilder hochladen konnten. Dies tat dem gesamten Erscheinungsbild nicht gut, wäre aber durch mehr Schulung und ein energischeres Einfordern von Qualität möglich gewesen. Sicherlich aber mussten hier die vertrieblichen und ästhetischen Anforderungen abgewogen werden. Schließlich wollte man keinen Händler verkraulen.