Die Online City Wuppertal (OCW) war ein bundesweites Pilotprojekt, das mit einem dreisäuligen Modell aus lokalem Online-Marktplatz (Infrastruktur), Schulungen der lokalen Händlerschaft und einem Multi-Channel-Flächenkonzept (Retail Lab bzw. talKONTOR) Wege aufzeigte, die Digitalisierung als Chance des lokalen, insbesondere inhabergeführten Einzelhandels zu begreifen. Dabei stellten die Verantwortlichen den Change-Management-Gedanken in den Vordergrund und leisteten mit der Etablierung der Marktplatz-Infrastruktur Hilfe zur Selbsthilfe.
Schon vor dem Projektende im September 2016 gründete sich ein von lokalen Händlern und Wirtschaftsförderung getragener Verein, der nun insbesondere den aus dem Piloten hervorgegangenen lokalen Online-Marktplatz in Zusammenarbeit mit atalanda weiterentwickelt und für das Dachmarketing der Plattform verantwortlich zeichnet. Anfang 2017 bekam die Online City Wuppertal als Förderprojekt namens F.O.R.U.M. (Förderung von Organisationsstrukturen zur Revitalisierung urbaner Lebensräume durch Multi-Channel-Handel) eine weitere finanzielle Förderung durch das Land NRW zugesprochen.
Die „Mutter“ der lokalen Online-Marktplätze
Das große Medienecho auf die Online City Wuppertal verschaffte der gesamten Thematik „Digitalisierung und Innenstadt“ in Deutschland und vor allem im Umfeld von Stadtmarketingorganisationen und Wirtschaftsförderungen mehr Aufmerksamkeit. Dazu trug auch der im November 2015 veranstaltete erste deutsche „Local Commerce Kongress“ bei. Er wurde vom damaligen Projektmanagement unter der Leitung von Christiane ten Eicken und Andreas Haderlein im Foyer der Stadtsparkasse Wuppertal durchgeführt.
Zahlreiche weitere Städte orientieren sich nun am Modell Wuppertal. Der Infrastrukturgeber atalanda brachte bis 2016 alleine sieben weitere Standorte in Deutschland mit einem lokalen Online-Marktplatz ins Netz. Die Online City Wuppertal gilt in Fachkreisen als Gegenmodell zu „Mönchengladbach bei eBay“ und wird mitunter als „Mutter“ der lokalen Online-Marktplätze bezeichnet.
Umfangreiche Details, Statistiken und Anschauungsmaterial zur digitalen City-Initiative aus Wuppertal wurden von Andreas Haderlein, Impulsgeber und Berater des Projekts, in einer schriftlichen Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW am 13. April 2016 aufbereitet.
Zwischenzeitlich waren 860.000 Produkte online verfügbar, davon allerdings ein Großteil Bücher. Im April 2018 waren nur 14.650, Ende des gleichen Jahres aufgrund der Anbindung eines Buchhändlers wieder rund 1,35 Mio. Produkte gelistet. Großes Manko des Wuppertaler Marktplatzes im Vergleich etwa zu Lozuka in Siegen ist der Mangel an Lebensmittelhändlern, der nun aber nach der coronabedingten Einführung der atalanda-Einkaufslisten zumindest in Teilen ausgeglichen wurde. Im Oktober 2020 lassen sich 99 Anbieter auf der Plattform ausfindig machen.
Zwischennutzungskonzept, City-Logistik und Drive-in-Schalter
Mit dem in den Medien weniger beachteten talKONTOR wurde ein Versuchslabor für neue stationäre Verkaufskonzepte realisiert, das in einem sichtbar unter Trading-Down-Effekten leidenden innerstädtischen Shopping-Center verortet war. Ziel war es, hier mit einem Zwischennutzungskonzept lokale Online-Händler „in die Fläche zu bringen“.