Im Sommer 2015 launchte der Online-Marktplatz-Betreiber Rakuten unter www.rakuten.de/bamberg eine Landing Page für die oberfränkische Stadt Bamberg, wo sich auch der deutsche Unternehmenssitz befand. Mit Einstellung des Rakuten.de-Betriebs zum 15. Oktober 2020 ist konsequenterweise auch die Bamberg-Landingpage innerhalb des Online-Marktplatzes nicht mehr erreichbar.

Im engeren Sinne war es kein lokaler Online-Marktplatz als vielmehr ein Schaufenster für Rakuten-Händler und Produkte aus Bamberg. Mit acht verlinkten Bamberger Händlern war nur ein Bruchteil des Einzelhandelsbesatzes der Mittelstadt mit 73.000 Einwohnern vertreten. Es verbarg sich dahinter also kein explizites Förderprogramm für den lokalen Handel. Auch war keine Kooperation mit lokalen Interessengemeinschaften bekannt.

Zwischen PR, Händler-Akquise und lokalen Wurzeln

Das Unternehmen trat in Bamberg als Sponsor und Förderer von Kulturevents auf. Erklärtes Ziel von Rakuten war es so auch nicht, weitere Landing Pages für andere Städte vorzubereiten. Vielmehr nutzte man die mediale Aufmerksamkeit um die Online City Wuppertal oder Mönchengladbach bei eBay, um die Marke Rakuten in die Diskussion über Multichannel-Strategien für den inhabergeführten Einzelhandel zu platzieren und sich als Alternative zu Amazon und Ebay zu positionieren. Schließlich waren seinerzeit nach eigenen Angaben 7.000 Shops mit 23 Millionen Produkten auf Rakuten Deutschland zu finden.

Das 1997 gegründete japanische Unternehmen Rakuten ist ein internationaler Online-Marktplatz für kleine und mittelständische Händler, der in 200 Ländern aktiv ist. 15.000 Mitarbeiter erwirtschaften weltweit jährlich rund 6,2 Milliarden Euro Umsatz. Rakuten tritt dabei – im Gegensatz zu Amazon – nicht selbst als Händler auf. Rakuten-Händler versenden also aus ihren eigenen Lagern. Das Unternehmen versteht sich als Infrastrukturgeber für E-Commerce-Prozesse.

Etwa 200 Mitarbeiter wurden an den deutschen Standorten Bamberg und Berlin beschäftigt. Das E-Commerce-Unternehmen stieg mit der Übernahme der in Bamberg sitzenden Tradoria GmbH im Jahre 2011 in den deutschen Markt ein. Im Vergleich zu Amazon und Ebay aber zählte Rakuten hierzulande – gemessen an Reichweite und Gesamtumsatz – zu den kleineren Marktplatzlösungen (siehe Abb.).

Infografik: eBay ist stärkster Marktplatz in Deutschland | Statista
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